Architekturreise Südengland
Cornwall ist eine Grafschaft und der südwestlichste Landesteil im Vereinigten Königreich England. Am westlichen Ende befindet sich das bekannte Land's End.
Bedingt durch den Einfluss des Golfstromes ist das Klima maritim gemäßigt mit viel Niederschlag und sehr milden Wintern. Dadurch können an windgeschützten Stellen auch mediterrane Pflanzen wachsen. Aufgrund der klimatischen Besonderheiten gibt es zahlreiche bekannte Gärten mit subtropischen Pflanzen.
Cornwall ist seit der Altsteinzeit besiedelt. Im 6. Jahrhundert v. Chr. kamen die Kelten von Osten ins Land und brachten die Kunst der Eisenherstellung und -bearbeitung mit. 40 n. Chr. eroberten die Römer Britannien, zahlreiche Kelten zogen sich nach Cornwall zurück, das zum Widerstandsnest wurde und von den Römern nicht eingenommen werden konnte. In der folgenden Zeit bekriegten sich die Kelten untereinander, bis sie der Sage nach von König Artus befriedet wurden.
Von unserer Reise sind besonders zwei Gartenanlagen (Heligan Gardens und das Eden Projekt) in Erinnerung geblieben. The Lost Gardens of Heligan ist einer der bekanntesten botanischen Gärten in Großbritannien. Heligan ist eine recht große Anlage, die zwischen kornischem Schluchtgarten und englischem Landschaftspark ein abwechslungsreiches Bild bietet. Wie auch das einige Jahre später von Tim Smit gegründete und mit Heligan verbundene Eden Project verfolgt Heligan einen erzieherischen und bewahrenden Ansatz und fördert eine nachhaltige Wirtschaft.
Das Eden Projekt
Das Eden Projekt entstand nach einer Idee des englischen Archäologen und Gartenliebhabers Tim Smit in einer stillgelegten Kaolingrube nahe St. Austell. Von der Idee im Jahr 1995 bis zur Eröffnung der Anlage im März 2000 dauerte es sechs Jahre. Charakterisiert wird der Garten durch die zwei riesigen Gewächshäuser, die aus jeweils vier miteinander verschnittenen geodätischen Kuppeln (Buckminster-Fuller-Kuppeln) bestehen. Die Gewächshäuser sind derzeit die größten der Welt.
Heligan Gardens
Heligan wurde 1999 in Großbritannien zum Garten des Jahres gewählt. Seit 1998 ist Heligan mit über 300.000 Besuchern im Jahr der meistbesuchte Garten Englands und in einer strukturschwachen Region ein bedeutender Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor. Dem Anwesen wird von vielen Besuchern und auch seinen Betreibern ein mystischer Zauber nachgesagt. Heligan soll der Überlieferung zufolge einmal ein keltischer Kultort gewesen sein.
Heligan hat vor zwölf Jahren noch ganz anders ausgesehen. Alles war verwahrlost und verwildert. Der jetzige Direktor Peter Stafford erklärt das Konzept des Privatgartens so: "Als wir die Gartenanlage vor zwölf Jahren gefunden haben, hatten wir keine Vorstellung davon, was uns erwarten würde. Zu Anfang gab es verschiedene Pläne, was mit den Gärten geschehen sollte. Als sich das Geheimnis lüftete, erkannten wir, welches Juwel hier zum Vorschein kam. Da sich lange Zeit niemand um die Gärten gekümmert hatte, war, im Unterschied zu vielen anderen Gärten in England, noch viel erhalten und nicht verändert worden. Alle Schätze innerhalb der Gebäude und ihre Struktur waren noch unangetastet geblieben. Gewächshäuser, die normalerweise längst durch moderne ersetzt worden wären, waren - wenn auch baufällig - noch erhalten. Es stehen uns ungefähr 150 Hektar Land zur Verfügung, die uns in die Lage versetzen, eine erwerbsfähige Farm aufzubauen. Dadurch können wir uns mit den sehr komplexen Problemen wie Selbstversorgung, der Zukunft der englischen Landwirtschaft, der Herkunft unserer Nahrung und der Wirtschaftlichkeit der Nahrungsproduktion beschäftigen - auch in Hinblick auf das Gleichgewicht in der Natur und den Naturschutz, der heute so wichtig für uns geworden ist." Apropos: Der alte kornische Name Heligan bedeutet auf Englisch The Willows, also Weidenbaum.
Einen Dschungel mitten in England
Das wollten die früheren Besitzer von Heligan haben. Die Familie Tremayne besorgte sich dazu Pflanzen aus Fernost und Amerika und ließ im 300 Meter langen Tal vier Teiche anlegen. Die Baumfarne kamen aus Neuseeland und Australien. Die Scheincalla wurde aus den Sumpfgebieten Kaliforniens geholt und wegen ihres starken Geruchs "Stinktierpflanze" genannt. Im "verlorenen Tal" wurden - so die Legende - früher kultische Feste gefeiert.