Architekturreise Ascona, Tessin
Zugegeben, wer Ascona und Tessin hört, der denkt in erster Linie an das warme Klima, an die wunderbare Landschaft rund um den Lago Maggiore und die rustikal köstliche Gastronomie. Insider wissen aber, dass das Tessin und insbesondere Ascona auch architektonisch zu überzeugen wissen. Und das zeigt sich bereits auf der Autobahn.
Als ästhetischer Berater war kein Geringerer als der 1994 verstorbene Rino Tami, einer der bekanntesten Vertreter der modernen Tessiner Architektur, zuständig für den Bau der Autobahn N2. Beginnend bei der Tunnelskulptur am Südportal des Gotthardtunnels bis zur Raststätte Colderio wurden Tankstellen, Rastplätze, Brücken und Tunnelportale einheitlich aufeinander abgestimmt und möglichst elegant an die Natur angepasst. Bei Quinto hat der weltberühmte Tessiner Architekt Mario Botta die Rast- und Service-Station Flugzeugflügel gleich mit einem riesigen, 70 x 50 m großen, grell rot lackierten Dach überspannt. Weiter südlich bei Biasca dann der wohl schönste Rastplatz Europas mit eigenem Picknickplatz.
Wie hoch muss das architektonische Bewusstsein einer Region sein, wenn man bereits bei einer Autobahn über die Funktion hinaus auch ästhetisch denkt und handelt? Nun, es ist sehr hoch. Und das aus Tradition, denn das Tessin ist seit dem Mittelalter für seine Baumeister bekannt, die an den wohlhabenden Zentren wie Rom, Mailand oder Petersburg zu Berühmtheiten wurden (z.B. Francesco Borromini, Domenico und Carlo Fontana oder Domenico Trezzini). Die Tessiner Architekten des späten 20. Jahrhunderts griffen diese Tradition auf und entwickelten im Laufe der Jahrzehnte ihren eigenen, typischen Baustil. Geprägt durch lombardische Einflüsse wurden die herkömmliche Bauweise weiterentwickelt, historische Formen mit mutiger Geometrie gemischt und moderne Betonkuben in die ursprüngliche Landschaft ästhetisch eingepasst.
Als Urvater der Moderne gilt dabei besagter Rino Tami (1908 - 1994), ihm folgten Architekten wie Tita Carloni, Aurelio Galfetti, Luigi Snozzi, Livio Vacchini und Mario Botta. Letzterer, der international wohl bekannteste Vertreter seiner Gilde, gründete am 21.10.1996 in Mendrisio die Tessiner Architektur Akademie, die jungen Menschen ein Architekturstudium im Sinne der "Tessiner Moderne" ermöglicht.
Wer also auf den Spuren zeitgenössischer Architektur wandeln und dabei alle Vorzüge einer wunderbaren Urlaubsregion genießen möchte, dem können wir Ascona und das Tessin nur wärmstens ans Herz legen. Denn das Gute und Schöne liegt so nah.